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Buchrezension "Das Gegenteil von Gut ist... gut gemeint"


Daniel Rössler nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Recherchereise nach Ghana, einem der Hotspots im immer dichter werdenden „Volunteer-Dschungel“.

Auf dieser Reise geht er der Frage nach, was hinter dem sogenannten „Waisenhaus-Business“ steckt: Wieso gibt es derart viele Waisenhäuser in Ghana, einem Land, dessen Kultur eine solche Institution überhaupt nicht vorsieht? Sind wirklich alle Kinder, die in Waisenhäusern leben, elternlos und wenn nicht, warum leben sie dann dort? Inwiefern können unqualifizierte Volunteers in einem Aufenthalt, welcher teilweise nicht länger als 2 Wochen ist, den Kindern wirklich helfen? Wie groß ist der Schaden, den sie dabei hinterlassen?

Rössler beantwortet diese und andere Fragen ausführlich und anschaulich. Dabei geht er vor allem auf die Beweggründe von und Auswirkungen auf die 6 Hauptakteure des „Waisenhaus-Business“ ein.

Allen voran geht es natürlich um die – vermeintlichen – Waisenhauskinder und deren Wohl. Rössler untersucht hier zum einen die negativen Folgen einer Institutionalisierung für die Entwicklung von Kindern im Allgemeinen. Auch die Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen der Kinder im späteren Leben werden im Rahmen des sozialen und kulturellen Kontextes der ghanaischen Gemeinschaft beleuchtet. Darüber hinaus versucht Rössler die Beweggründe der Gemeinden und insbesondere der Familien, kontinuierlich neue Waisenhäuser zu eröffnen, nachzuzeichnen. Auch die Motivationen der lokalen Waisenhausbesitzer werden untersucht und objektiv beleuchtet. Rössler gelingt es hier, so wenig wie möglich zu beurteilen.

Bezüglich der Freiwilligen und den Vermittlungsorganisationen wird der Ton schon etwas schärfer und das Kopfschütteln als Leser größer. Die Naivität und Arroganz vieler Volunteers ist schockierend und wirft einige Fragen über das im Westen immer noch herrschende Afrikabild auf. Die Skrupellosigkeit der Vermittlungsorganisationen lässt den Leser dann vollends in Rage geraten.

Rössler nimmt uns mit auf eine spannende Reise, auf welcher eine unmoralische Geschäftemacherei menschlich beleuchtet wird. In dem Buch verarbeitet er nicht nur eine detaillierte Recherchearbeit, sondern auch eine nachvollziehbare Kritik an diversen Aspekten der Entwicklungszusammenarbeit und dem immer noch vorherrschenden Afrikabild als hilfsbedürftigen Kontinent.

Aufgrund der Brisanz des Themas ist es wünschenswert, dass dieses Buch auch auf Englisch übersetzt wird. Denn es ist ein Muss für alle, die in der EZA tätig sind und natürlich für all diejenigen, die darüber nachdenken, einen Freiwilligendienst zu absolvieren.

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