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Objektiv angemessen

Michael Brown ist ein toter Mann. Darren Wilson ist ein freier Mann. Robert McCulloch ist Staatsanwalt und mit Sicherheit kein unbefangener Mann.

Was geschehen ist, ist wohl allen bekannt. Ein Polizist erschießt einen unbewaffneten Mann. Da dieser jedoch so groß und stark wirkte und der Polizist nicht wusste, ob er eine Waffe bei sich trug oder nicht, blieb dem Polizisten nichts anderes übrig, als zu schießen, mehrere Male, der letzte Schuss direkt in den Kopf- tödlich. Der Polizist räumt keine Reue ein, er handelte aus Notwehr und würde auch wieder so handeln, dass das Opfer schwarz war und der Polizist weiß ist, spielte natürlich keine Rolle.

Der Staatsanwalt verhängte diese Woche das Urteil: Wilson handelte in „objektiver Angemessenheit“ da er sich bedroht fühlte. Er ist absolut straffrei und muss mit keinerlei Konsequenzen rechnen. Der Staatsanwalt heißt Robert McCulloch und stammt laut DW aus einer Polizeifamilie. Bruder, Onkel, Mutter und Cousin arbeiten für die Polizeibehörde in St. Louis (20km von Ferguson entfernt). McCulloch´s Vater arbeitete ebenfalls für die Polizei- und wurde von einem Afroamerikaner erschossen als McCulloch 12 Jahre alt war.

Kann ein Staatsanwalt mit dieser Familiengeschichte objektiv urteilen? Wie überraschend ist es nun, dass er Wilsons Tat als „objektiv angemessen“ betrachtet? Wie kann es dazu kommen, dass dieser Staatsanwalt das Urteil fällen darf? Und gibt es nun überhaupt eine andere Option als eine Demonstrations-Welle, welche die gesamten USA bedeckt?

Nein gibt es nicht. In mehr als 170 Städten der USA sind die Menschen auf der Straße und kämpfen für Gerechtigkeit. In Ferguson selbst verlaufen die Demonstrationen nicht friedlich, über 2200 Mann der Nationalgarde sind im Einsatz um für Ordnung zu sorgen. Doch wer sorgt für Ordnung innerhalb der Justiz? Nicht Obama. Er bezeichnet die gewalttätigen Demonstranten als Verbrecher, welche Gewalt nicht mit Gewalt bekämpfen sollten. Obama bestätigt zwar, dass es immer wieder zu ungerechten Justizurteilen kommt und diese Ungerechtigkeiten oft auf rassistische Gründe zurückzuführen seien. Er bestätigt weiterhin, dass die afroamerikanischen Community nicht genug Vertrauen in die Polizei hat und dies aus der Vergangenheit rührt und verständlich ist. Er ruft dennoch dazu auf, das Urteil zu akzeptieren!!! Das Urteil kann und darf jedoch nicht akzeptiert werden. Der Vertrauensbruch, von dem Obama spricht, liegt nicht in der Vergangenheit. Er geschieht jedes Jahr, jede Woche, jeden Tag.

In jener Woche, in welcher Michael Brown getötet wurde, starben laut ZEIT 3 weitere Afroamerikaner durch Polizeigewalt. Vor 4 Tagen wurde in Ohio ein 12-jähriger Junge durch 2 Polizisten getötet. Die Polizeistation erhielt einen Anruf: eine Frau machte auf einen dunkelhäutigen Jungen aufmerksam, der eine Pistole bei sich trug. Jedoch sagte sie angeblich bereits während dem Telefonat, dass es sich durchaus um eine Spielzeugpistole handeln könnte. Sie lag richtig, es war eine Spielzeugpistole. Der Junge erlag seinen Verletzungen am Sonntag im Krankenhaus.

Letztes Jahr kam es sogar zu einer Verfilmung der Ermordung des 22-jährigen Afroamerikaners Oscar Grant (Nächster Halt: Fruitvale Station“). Er wurde 2008 in San Francisco von einem Polizisten getötet. Grant war unbewaffnet und Auslöser für den Konflikt mit der Polizei war eine harmlose Rangelei mit U-bahn-Fahrgästen. Grant starb. Der Polizist wurde des „nicht-vorsätzlichen Totschlags“ verurteilt. Er habe seinen Taser mit seiner Pistole verwechselt (Spiegel).

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