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Sklaverei in Mauretanien

Bei dem Wort „Sklaverei“ dachte ich bisher an vergangene Zeiten.

Allerdings befand ich mich anscheinend in großen Unwissenheit, wie so viele andere auch.

Laut den Vereinten Nationen leben heute ca. 12 Millionen Menschen in einer modernen Form der Sklaverei, als Zwangsarbeiter und Zwangsprostituierte.

Das letzte Land, welches die Sklaverei abschaffte, ist Mauretanien. Reichlich spät: im Jahr 1981. Noch erschreckender ist die Tatsache, dass die Sklaverei dort erst 2007 kriminalisiert wurde. Bisher kam es zu genau einer Verurteilung. Bei Prozessen müssen die Sklaven beweisen können, dass sie Sklaven sind und nicht die Sklavenhalter, dass sie keine sind - im Zweifel für den Sklavenhalter.

Mauretanien ist auch das Land, welches an der Spitze des Welt-Sklaverei Indexes steht, mit mindestens 140.000 Menschen, die als Sklaven gelten. Die Sklaverei in Mauretanien ist tief in der Gesellschaft verwurzelt und wird von vielen immer noch toleriert.

Meist halten weiße Mauren die im Süden lebenden Soudans oder Afromauretanier als Sklaven. Die heutigen Sklaven sind häufig in deren Sklavenhalter-Familie geboren worden. Sklaverei ist vererbbar. Viele Sklavinnen werden zudem von ihren Besitzern vergewaltigt und die daraus entstehenden Nachfahren werden ebenfalls als Sklaven gehalten.

Teilweise wird versucht, die Institution der Sklaverei in Mauretanien religiös zu begründen. So soll es im Islam nicht verboten sein, Sklaven zu halten. Wie so oft gibt es hier verschiedene Übersetzungs- und Auslegungsmöglichkeiten. Fest steht, dass die Schriften des Islam weder für eine Rechtfertigung noch für eine Untersagung von Sklaverei ausreichen und daher nicht als Legitimation gelten können.

Die Sklaven arbeiten in den verschiedensten Bereichen, u.a. in der Landwirtschaft oder als Hausdiener. Hierbei handelt es sich zwar nicht mehr um „Sklaven an der Kette“, jedoch werden die Menschen ökonomisch und psychologisch soweit unterdrückt, dass von einem freien Leben keine Rede sein kann. Es mangelt ihnen an Bildung und am Wissen über ihre Rechte. Da sie kein anderes Leben kennen, können sie sich auch kein anderes Leben vorstellen und somit auch nicht einklagen.

Um dies zu ändern setzt sich unter anderem Biram Dah Abeid ein. Der Vater des Mauretaniers wurde selbst als Sklave geboren, jedoch in die Freiheit entlassen. Abeid hat sich zum Ziel gesetzt, gegen die moderne Sklaverei in seinem Heimatland zu kämpfen und die Menschen über ihre Rechte auf ein freies Leben aufzuklären. Er ist Vorsitzender der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA und einer der wichtigsten Menschenrechtler im Zusammenhang mit Sklaverei und Zwangsarbeit.

Seine Arbeit wird von den Vereinten Nationen und der EU unterstützt.

Abeid wurde bereits diverse Male festgenommen, so auch im November 2014. Am 18.12.2014 hat sein Prozess begonnen, unangekündigt und ohne nationale oder internationale Beobachter. Verhaftet wurde er im Rahmen einer friedlichen Demonstration mit dem Vorwurf, zur Gewalt und öffentlichen Störung aufgerufen zu haben.

Offensichtlich ist die mauretanische Regierung alles andere als begeistert von diesem Mann, der sich für die Umsetzung eines vor 7 Jahren erlassenen Gesetztes einsetzt. Auch verschiedene Geistliche hat er sich zum Feind gemacht. 2012 verbrannte Abeid ein Buch, welches nicht zum offiziellen oder nur zu einer veralteten Form des Islam gehört und welches Sklaverei angeblich rechtfertigt. Daraufhin wurde er verhaftet und hat Morddrohungen eines Imam erhalten.

Abeid wird den Kampf gegen die Sklaverei trotzdem nicht aufgeben. Obwohl er für eine friedliche Lösung ist, würde er, wenn notwendig, auch gewaltsam vorgehen (was von UN und EU nicht gebilligt wird).

Nur durch Aufklärung können wir die immer noch in Gefangenschaft lebenden Menschen befreien. Aufklärung der Menschen, dass sie das Recht auf ein Leben in Freiheit haben. Aufklärung aber auch von uns selbst.

Bei dem Wort „Sklaverei“ dachte ich bisher an vergangene Zeiten.

Bild: wikipedia.org

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